79
besonders gefördert. Nur sehr wenige Einwohner wohnten noch
in eigenen Häusern, denn da die Mieten von der Wohnraumbe-
wirtschaftung festgelegt wurden, konnte von einer die Kosten
deckenden Miete nicht die Rede sein. Da, wie schon erklärt,
auch der öffentliche Urlaub alles andere als kostendeckend war,
standen Mittel zu Pflege und Instandhaltung der Häuser nicht zur
Verfügung. Um der arbeitenden Bevölkerung den ihr zustehen-
den Jahresurlaub zu ermöglichen, hat man in den 70er Jahren
mehrere Villen und alte Hotels abgerissen und neue Betonbetten-
burgen errichtet. Viele der alten architektonischen Grazien waren
nur als Sommerhäuser ausgelegt und ließen sich nicht beheizen.
Hier hielten in den 50er Jahren die nur von Sozialismuspuristen
für schön befundenen braunen oder grünen Braunkohle-Kachel-
öfen Einzug. Da Braunkohle der allgemeine Heizbrennstoff war,
aber immer häufiger aus Salzlagerstätten stammte, verstärkte
sich in der Zeit der Wende 1989 der morbide Charme der immer
mehr verfallenden Villen noch durch die über dem Ort hängende
Braunkohleabgaswolke.
In den Wirren der Wende
Die Zeit der Wende war zunächst bestimmt von Schuldzuwei-
sungen und Verdächtigungen an bisherige Funktionsträger. Über-
all bildeten sich runde Tische, jedermann versuchte andere von
seiner Auffassung von Marktwirtschaft zu überzeugen. Glücks-
ritter aus den alten Bundesländern fielen ein, wurden mit offenen