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Ernst Kulisch verpachtete das Hotel von 1950 bis 1963 an den
FDGB Heringsdorf, nach seinem Tod verkaufte es sein Erbe
1970 endgültig an den FDGB.
Vom Hotel zum FDGB-Heim und zurück
Urlaub hatte in der DDR eine herausragende Bedeutung im täg-
lichen Leben der Bevölkerung und war viel zu wichtig, um vom
einzelnen Bürger in Eigenregie geplant werden zu können. Er
erfüllte eine Vielzahl von Aufgaben, er diente der aktiven Erho-
lung, der Erhaltung der Lebensfreude, aber auch der Bestätigung
des offiziell nicht vorhandenen gesellschaftlichen Standes.
Der Bädertourismus in der DDR in den „Bädern der Werktäti-
gen“, wie auch in Heringsdorf, war deshalb im wesentlichen kein
Tourismus, sondern – wie man es nannte – das Badewesen. Die in
den Objekten vorhandenen Bettenkapazitäten wurden in Durch-
gängen von je 14 Tagen an die Werktätigen der Betriebe von den
Betriebsgewerkschaftsleitungen (BGL) über sogenannte Urlaubs-
kommissionen per Ferienscheck für zuerst 30 Mark und zuletzt
150 Mark inkl. Vollverpflegung verteilt. Es ist verständlich, dass
bei der Verteilung der Ferienplätze auch persönliche – wie auch
immer geartete – Beziehungen eine gewichtige Rolle spielten.
Der FDGB verfügte in Heringsdorf über bis zu 30 FDGB Feri-
enheime und 18 Betriebsferienheime. Und dann waren da noch