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Maximilian von Schwerin-Putzar
gründete zusammen mit
Hans Viktor von Unruh
– dem wir den Begriff „passiver Wider-
stand“ und das Abstimmungssystem des Hammelsprungs verdan-
ken – den „Nationalfond“, der es sich zur Aufgabe machte, in der
Zeit der „Reaktion“ politisch Verfolgten, in Not geratenen 48ern,
zu helfen. Er war lange Zeit Schatzmeister dieses Bundes.
Viele der Besucher ließen sich in dieser Zeit Häuser in Herings-
dorf bauen. Hierzu gehörte auch
Friedrich
Ferdinand Graf
von Beust
(1809–1886), zunächst Außenminister im Königreich
Sachsen und ein ausgewiesener Feind Bismarcks. Der mochte
wohl vor allem die Ehefrau des späteren Österreichischen Kanz-
lers nicht. Bismarck behauptete, die Gnädige würde ihren Zucht-
hunden immer ähnlicher – sie züchtete Englische Möpse.
Neben diesen sogenannten Fortschrittlichen hielten sich aber
auch Repräsentanten der Reaktion in Heringsdorf auf. Beispiel
hierfür ist der seinerzeit bekannte, als „Demagogenschnüffler
und Liberalenjäger” bezeichnete und deshalb besonders unbe-
liebte
Karl Albert v. Kamptz
, Preußischer Justiz- und Polizei-
minister.
Während die Bebauung Heringsdorfs mit Villen und Nutzbau-
ten zunächst im Bereich des Kulms und des alten Ortes Neu-
krug stattfand, war das Gebiet um die heutige Delbrückstraße bis
zur Mitte des 19. Jahrhunderts Wald und danach zunehmend von
touristischer Parklandschaft geprägt.