Martinsgans-Essen am 11.11.2010 im Strandhotel
Martinsgans-Essen am 11.11.2010 im Strandhotel
Unter den Kochbüchern des 19. Jahrhunderts wurde Henriette Davidis „Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche“ das populärste und sein Ruhm ist bis heute ungebrochen. Es erreichte zu Lebzeiten von Henriette Davidis (1801-1876) nicht weniger als 21 Auflagen seit 1841. Der Erfolg des Kochbuches hatte einen besonderen Grund. Es bot nicht nur „Zuverlässige und selbstgeprüfte Rezepte“ an, es hatte zugleich auch den Charakter eines Ratgebers des ganzen Küchenwesen für „Anfängerinnen und angehende Hausfrauen“ . Das schaffte Resonanz. Im bürgerlichen Haushalt des 19. Jahrhunderts war das Kochen ähnlich wichtig wie im Fernsehen des 21. Dabei trug das kulinarische Bildungsprogramm der Davidis auch sonst moderne Züge, wenn sie schrieb, „das Kochen ist schon der Gesundheit wegen nicht als Nebensache zu betrachten“. Auch die Kleinsten vergaß Henriette Davidis nicht, sie selbst war ja eine Zeitlang als Erzieherin tätig gewesen. 1856 erschien ihr Kochbuch für Kinder: „Puppenköchin Anna. Ein praktisches Kochbuch für kleine liebe Mädchen“.
Die erfolgreiche Autorin legte einen weiten Weg zurück. Sie wurde als das zehnte der dreizehn Kinder des Pfarrers Ernst Heinrich Davidis und seiner holländischen Ehefrau Katharina Litthauer geboren. Henriette Davidis hat uns wohlschmeckende Rezepte und spannende, heute manchmal erheiternde, Küchenratschläge des 19. Jahrhunderts hinterlassen. Zu finden ist bei ihr auch ein beinahe vergessenes Wissen um die Küche und das Essen und Trinken. Wer sich zum Beispiel einen Pfau braten will, eine „Hinweisung auf schnell zu machende Speisen“ oder die rechte Art eines Jagdfrühstücks für „Herren“, Treiber und Hunde sucht, der ist bei Henriette Davidis gut aufgehoben.
Das „Strandhotel Heringsdorf“ lädt am 11.11. zu Gänsebraten mit diversen Leckerein ein nach Henriette Davidis.
Gänsebraten:
Rezept aus dem Praktischen Kochbuch von Henriette Davidis
Hat man die Gans zum Braten vorbereitet, so füllt man den Leib mit säuerlichen, in 4 Teile geschnittenen Äpfeln oder kleinen ungeschälten Borsdorfer Äpfeln, unter die man nach Belieben Korinthen mischen kann. Auch füllt man sie wohl mit gekochten Kastanien oder mit kleinen Kartoffeln und etwas Salz. Dann näht man die Öffnung zu, legt die Gans in die Bratpfanne und zwar zuerst mit der Brust nach unten, salzt sie, gibt Wasser darunter und läßt sie unter fleißigem Begießen 2½ - 3 Stunden langsam braten, wobei von Zeit zu Zeit etwas kochendes Wasser hinzugeschüttet wird. Ist die Rückenseite der Gans gebräunt, so dreht man die Gans um. Damit sie gleichmäßig bräunt, tut man auch gut, die Bratpfanne einmal umzudrehen. Während des Bratens nimmt man das Fett von der Sauce ab, damit es nicht verspritzt und nicht zu braun wird. Die Gans muß recht knusprig und bräunlich gebraten sein, aber die Sauce darf keine zu dunkelbraune Farbe haben. Beim Anrichten zieht man die Fäden heraus, entfettet die Sauce nochmals und macht sie mit etwas Kartoffelmehl sämig. Während des Bratens muß alles Angesetzte gut losgerührt und durchgekocht werden.